Greift Booking.com nach der Weltherrschaft?

Der Online-Zimmervermittler Booking.com hat in den vergangenen Jahren eine schier unglaubliche Erfolgsgeschichte geschrieben und gilt inzwischen auch in Deutschland als Buchungsmaschine Nummer eins. Doch der Siegeszug von Booking.com und der amerikanischen Muttergesellschaft Priceline wird zunehmend mit Skepsis verfolgt, nicht zuletzt, weil jüngste Zukäufe die Befürchtung nähren, dass immer mehr Einfluß auf den gesamten Vertrieb der Hotellerie genommen werden soll. Der Diplom-Volkswirt und Wirtschaftsjournalist Michael Machatschke sieht Priceline auf dem Weg zu einer "gefährlichen Allmacht", er spricht gar von einem Monster. Im Manager Magazin (Ausgabe Mai 2015) hat er dargelegt, was ihm Sorge bereitet: Es könnte eine Datenkrake entstehen "mit tiefen Einblicken in Hotels und ihre Kunden".

Machatschke hat in der Hotelbranche wachsende Kritik an Booking.com ausgemacht. Immer mehr Hotels würden die Übermacht des Marktführers beklagen, weil der sie systematisch von den eigenen Kunden abschneide. So habe es Booking.com über bei Google geschaltete Anzeigen geschafft, vielfach ganz oben in der Ergebnisliste zu landen. Manchem Kunden, der den Eintrag anklicke und ein Hotelzimmer buche, sei vermutlich überhaupt nicht bewusst, dass er sich gar nicht auf der Hotel-Website befinde, meint Machatschke. Und ist sich mit dem Schweizer Touristikprofessor Roland Schegg einig, dass die meisten Hoteliers weder die Kraft noch das finanzielle Polster hätten, dem mit ihrem eigenen Marketing etwas entgegenzusetzen.

"Dabei kommt die größte Attacke womöglich erst noch", warnt Branchenkenner Machatschke im Manager Magazin. "Ein paar vermeintlich kleine Zukäufe könnten Priceline zu ungeahnter Durchschlagskraft verhelfen." So hat sich Priceline Firmen einverleibt, mit deren Kompetenz der Gigant seine neue "Booking Suite" speist. Priceline schluckte beispielsweise das US-Unternehmen Buuteeq, einen Experten in Sachen cloudbasierter Hotelwebsites, ebenso wie Hotel Ninjas aus Barcelona, das mit einer eigenen Hotelmanagementsoftware punktet, zudem Rocketmiles aus Chicago mit einem Treuepunktesammelsystem und jüngst PriceMatch aus Paris, das ein Revenue Management System für Hotels anbietet. All diese Leistungen werden in der "Booking Suite" zusammengefasst und den Vertragshotels angeboten - möglicherweise sogar kostenlos.

Unsere Meinung:
Wir bei Cultuzz teilen die Einschätzung des Experten Machatschke, dass Priceline immer mehr Einfluß auf die Hotels gewinnt. Für die Hotels auf der Habenseite ist zwar zu verbuchen, dass sie alle Leistungen aus einer Hand bekommen, aber sie machen sich damit abhängig von einem Vermittler, der natürlich seinen eigenen Vorteil sucht. Hotels sollten aus unserer Sicht deshalb ein Interesse daran haben, dass es weiterhin eine große Vielfalt an Vertriebswegen gibt, die untereinander im Wettbewerb stehen. Mit Channel Management Systemen wie CultSwitch oder MappingMaster ist es ohne großen Aufwand möglich, das Inventory breit zu streuen und auch alternative Distributionskanäle zu unterstützen. So bleiben die gezahlten Provisionen im Rahmen und das Hotel kann sich auch einmal von einem Vertriebspartner trennen - ohne dass die Betten leer bleiben.

Den Beitrag im Manager Magazin können Sie nachlesen unter:
http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/a-1036073.html

Booking.com verzichtet auf Bestpreisklausel?

Die Hotelplattform Booking.com hat angekündigt, auf seine Bestpreisklausel zu verzichten - mit sofortiger Wirkung. Spätestens zum 1. Juli sollen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen entsprechend geändert sein. Allerdings: Nur im Verhältnis zu anderen Online-Hotelbuchungsportalen will Booking.com die bisher verlangte Preis- sowie auch die Verfügbarkeits- und Konditionenparität aufgeben. Das intensiviere den Wettbewerb zwischen den Portalen, heißt es in einer Pressemitteilung von Booking.com. Davon werde auch der Verbraucher profitieren.

Beim Hotelverband Deutschland (IHA) ist die Nachricht aber gar nicht gut angekommen. Kritikpunkt: Die von Booking.com vorgeschlagenen Selbstverpflichtungen bezögen sich nur auf andere Vertriebsportale - nicht aber auf die eigene Website der Hotels. Die würde weiterhin den Paritätsklauseln unterliegen und dürfte damit keine besseren Konditionen bieten als bei Booking.com. Noch nicht einmal über günstigere Preisen auf anderen direkten Buchungskanälen dürften die Hotels informieren, kritisiert der Branchenverband der deutschen Hotellerie. Dessen Hauptgeschäftsführer Markus Luthe findet harsche Worte für das Vorgehen von Booking.com: Als der Marktstärkere versuche man "mit dem Brecheisen für sich vorteilhafte Regelungen gegenüber der Hotellerie durchzusetzen und ignoriert Rechtsprechung und Kartellamtsentscheidungen." Luthe bezieht sich damit auf eine Entscheidung des Bundeskartellamts vom April dieses Jahres. Das Amt hatte Booking.com abgemahnt, weil das Hotelportal trotz einer Untersagungsentscheidung des Oberlandesgerichts Düsseldorf an seinen Bestpreisklauseln festgehalten hatte.

Auch der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hatte diese Klauseln bereits scharf kritisiert mit der Begründung, dass sie Wettbewerb verhindere. Nur wenn die Bestpreisbindung grundsätzlich falle, könnten Hotels über Preise und Konditionen frei bestimmen. Die Verfügung des Bundeskartellamtes gegen Booking.com bezeichnete der vzbv als Schritt in die richtige Richtung. Hotelportale sollten generell keine Mindestpreise diktieren dürfen, meint Miika Blinn, Referent im Team Digitales und Medien bei vzbv in einer Online-Meldung, "damit Verbraucherinnen und Verbraucher Zimmer zu günstigen und fairen Preisen buchen können".

Der Cultuzz-Tipp für Hoteliers:
Über die Booking-Engine auf der eigenen Website sollte die Möglichkeit bestehen, einen Promotioncode einzugeben, der die offiziellen Preise etwas reduziert. Dieser Code - der auch auf Gutscheinportalen hinterlegt sein kann - sollte an alle Gäste weitergegeben und auch sonst breit gestreut werden. So wird die provisionsfreie Buchung auf der Website des Hotels attraktiv für den Gast und der Hotelier freut sich über eingesparte Provisionen.